Mit Händen und Füßen -
Unterstützte Kommunikation

„Man kann nicht nicht kommunizieren“, wusste schon der Philosoph Paul Watzlawik. Doch was, wenn man auf eine Weise kommuniziert, die für andere Menschen nicht immer leicht verständlich ist? Diese Erfahrung kann sehr frustrierend sein und ein Gefühl von Einsamkeit auslösen. Viele unserer Klient*innen kommunizieren so, dass die Botschaft für Außenstehende nicht sofort klar ist. Vor allem dann, wenn sie nicht oder nur eingeschränkt über Lautsprache verfügen.

„Es ist entscheidend, einen Weg zu finden, auf diese Menschen zuzugehen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und uns selbst verständlich zu machen“, erklärt Margarethe Reimers, Fachberaterin für Unterstützte Kommunikation. Margarethe Reimers gehört zu den Mitarbeiter*innen, die das Thema in der alsterdorf assistenz ost maßgeblich vorantrieben. Es ist ihr persönliches Herzensthema, sagt sie.

Unterstützte Kommunikation bedeutet, sich mit Gebärden, grafischen Symbolen und technischen Hilfsmitteln zu verständigen. Welche Maßnahmen zum Einsatz kommen, hängt ganz von den Fähigkeiten und Vorlieben der Klient*innen ab. Die effektivsten Werkzeuge sind die, die auf die jeweilige Person abgestimmt sind. So gibt es zum Beispiel Menschen, die über kein intuitives Zeitgefühl verfügen. Damit sie sich dennoch zeitlich orientieren können, wird ein sogenannter TimeTimer gestellt, der zeigt, wie lange es beispielsweise bis zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung dauert.

„Struktur ist für die meisten unserer Klient*innen ein wichtiges Thema“, so Margarethe Reimers. „Daher gibt es in vielen Einrichtungen einen Tagesplan, auf dem die anstehenden Aktivitäten bildlich dargestellt werden. Eine Karte mit Schuhen zeigt den Klient*innen, wann sie zu einem Spaziergang verabredet sind, eine mit Teller und Besteck wann Mittagessenszeit ist und so weiter…“. Andere Menschen nutzen technische Hilfsmittel, um sich selbst aktiv auszudrücken. Das gelingt zum Beispiel mit der App GoTalkNow, die auf einem iPad zum Einsatz kommt. Durch die Kombination verschiedener integrierter Symbole kann man seinem Gegenüber vermitteln, worauf man Hunger hat, was man als nächstes machen möchte oder wo man Schmerzen hat.

Diese Methoden sind ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstbestimmung und Teilhabe der Klient*innen. „Wir arbeiten daran, unseren Werkzeugkoffer ständig zu erweitern, um für jede*n Klient*in das passende Hilfsmittel zu finden“, sagt Margarethe Reimers. „Am Ende besteht unsere Aufgabe aber vor allem darin, unsere Mitarbeitenden für die verschiedenen Kommunikationswege zu sensibilisieren und sie umfassend zu schulen. Fortlaufend führen wir Trainings mit Multiplikatoren durch, die das Fachwissen nach und nach an unseren Standorten verbreiten sollen. So stellen wir sicher, dass das Thema in jeder unserer Einrichtungen präsent ist und aktiv angewandt wird.“

Und das ist auch gut so, denn laut einer internen Umfrage gibt es in der alsterdorf assistenz ost rund 400 Klient*innen, die Bedarf an Unterstützter Kommunikation haben. In Zusammenarbeit mit weiteren Tochtergesellschaften wird für die gesamte Evangelische Stiftung Alsterdorf ein Konzept entwickelt, das den gesamten Implementierungs-Prozess - von der Bedarfsanalyse über die tägliche Praxis bis hin zu regelmäßigen Mitarbeiterfortbildungen - festlegt.

Bis dahin muss Margarethe Reimers zusammen mit ihrem Arbeitskreis noch einiges an Vorarbeit leisten. „Aber man weiß, dass sich die Mühe lohnt, wenn man erlebt, dass Klient*innen sich neue kommunikative Möglichkeiten erarbeiten und diese auch außerhalb der Hausgemeinschaft oder Tagesförderung verstanden werden“, strahlt sie.

Kontakt

Berrit Schwarz
Fachdienst Unterstützte Kommunikation

Mobil:

0173. 248 19 70